Ecuador
Quito – Rio Napo – Baños – Riobamba – Cuenca – Puerto Lopez – Otavalo
Dezember 2002
Los ging die »wieselflinke« 45-Stunden-Anreise im Dezember von Frankfurt über Madrid nach Bogotá in Kolumbien . Dort erstmal Zwangspause wg. Unverträglichkeit der Begriffe Flug und Wetter bzw. Sicht und Anden. Nach einer harten Geduldsprobe I mit finalem Nachtstopp im Hotel (Dusche plus Kurzschlaf plus Kurzkaffee) folgte am nächsten Morgen die harte Geduldsprobe II. Dann aber doch die Starterlaubnis nach Ecuador und wenig später eine harte Landung in Quito, der ausufernden Hauptstadt mit Arm-Reich-Kontrast.
Bei recht dürftigem Wetter wurde zur besseren Übersicht sogleich pauschal auf dem »Brötchen« Panecillo die leicht flügelverrenkte Virgen de las Americas (43 m) angesteuert (Böse Buben lauern am Weg!?). Beim Ausflug zur Äquatorlinie durfte natürlich das typische ein-Bein-Nord-ein-Bein-Südhalbkugel-Foto nicht fehlen. Der nächste Tournee-Punkt war die leichte Erhebung Cotopaxi (5.897 m). Dort zuerst eine lange Runde um den Limpiopungo-See mit vernebelten Gipfelblick, gefolgt von einer leicht-luftigen (*japs*) Wanderung jenseits der 4.000er-Marke.
Ecuador scheint eine riesige Berg-und-Talbahn zu sein – auch auf dem Weg zum Amazonas-Tiefland »Oriente«. Satte drei Cordillieren stehen im Weg, der Paso de la Virgen (4.200 m) dummerweise mit Null Sicht, »Abgrund« ist hier eh ein relativer Begriff, besonders für Busfahrer. Unterwegs gab’s Besuch von Vertretern der Kamelfamilie: Lamas bzw. Alpacas, die je nach Ergiebigkeit für Fleisch bzw. Wolle aus den wildlebenden Guanacos hervorgegangen. Erstere sind auch als Lastenträger beliebt – gespuckt hat übrigens keines.
Mit dem Ort Tena kommen langsam die Tropen ins Spiel. Folglich beim Frühstück in einer abseits gelegenen Lodge der erste Kontakt mit Tukan, Papagei und Affe. Nach einem Marktbesuch startete eine holterdiepolter-Busfahrt zum Dorf Santa Rosa, wo sogleich ein Boot auf dem Rio Napo geentert wurde. Im Hintergrund zogen schon bedrohliche Wolken auf – von oben befand sich reichlich, nur unterm Kahn zuwenig von dem kühlen Nass. Also mussten in einem flachen Seitenarm alle Leicht(?)matrosen zum Landgang und schieben.
Unter Shuar-Indianer-Leitung dann zur ersten Sonderprüfung in den Dschungel (Schlammabstieg, Baumstammbalance und Morastaufstieg). Von oben Tropen-Schauer, von innen Schweiss. Dafür kein nennenswertes Getier, schon gar nicht im Pfahlbau mit Mosquitonetz. Morgens weckte ein bellender(!) Papagei, dazu gab’s die üblichen Affen. Interessant war auch eine Indianer-Weihnachtsfeier – der ziemlich zahme Besuch einer Auswilderungsstation glich dagegen schon mehr einem konventionellem Zoobesuch mit Pseudo-Spende.
Nach soviel Grünzeug ging’s in klimatisch angenehme Höhe nach Baños, was schon sauber nach Warmwasserquellen klingt, dazu eine Top-Lage. Abends dann eine lukullische Sonderprüfung: »cuy«, die berühmten XXL-Meerschweinchen Meerschwein gut durch. Als nächster Höhepunkt folgte bei Riobamba der Chimborazo (6.310 m), mal wieder bewölkt. Bei 4.800 Meter aus dem Bus getorkelt *japs* und laaangsam zur Whymper-Hütte mit dem fotogenen 5.000-Meter-Schild gestiefelt. War doch recht ungesund, also besser gleich die restlichen Gehirnzellen ins Tal gerettet.
Von Riobamba aus darf natürlich die kraxel-komfortable Auf-dem-Dach-Zugfahrt nicht fehlen: Zur Zick-Zack-Teufelsnase Nariz del Diablo über den abgründigen Rio Chanchan. Beeindruckend wegen der uralten Strecke (ohne Wartung erwarte ich ein böses Ende) und der akrobatischen Fahrkartenkontrolle on top. Als Zugabe gab’s noch ein zugigen Zwischenstopp mit weihnachtlichem Volksauflauf. Während des Vergnügens kriegen immer wieder Bonbon & Co. die ballistische Kurve zu den angelaufenen Anrainern, wobei symbolhaft »reich« immer oben sitzt.
Wieder auf der Straße – das letzte Stück vom Gleis hatte ein Erdbeben hingerafft – wurde bei den Ruinen von Ingapirca gebremst. Fugenlos interessant für die Maurerzunft, ich fand die anwesenden Lamas spannender. Ein anderes Kaliber ist da schon Cuenca, besonders herausgeputzt die zentrale Plaza Abdón Calderón mit alter und neuer Kathedrale. Vom Busbahnhof kommt man leicht 40 km weiter in die – werktags lebhafteren – Dörfer Gualaceo und Chordeleg, die Weihnachtszeit hatte zum Ausgleich eine einheimische Prozession Weihnachtsprozession parat.
Von Cuenca aus erreichten wir die Tundra-Tümpel von El Cajas (4.405 m) – der Busfahrer ohne Fotomitgefühl – und in endloser Abfahrt die hitzig schwitzige Manabí-Provinz. Vorbei am Millionen-Moloch Guayaquil Richtung Salinas wurde erstmal ein maritimes Mittagsmahl eingenommen, bevor es zum malerisch gelegenen Puerto Lopez ging. Das Anlanden leckerer Doraden lockt Seevögel in bester Hitchcock-Manier an. Per Taxi bzw. Pickup und gegen Pauschalbezahlung darf im Machalilla-Nationalpark in nahen Buchten (Los Frailes u.a.) gedümpelt werden.
Nach (Einheits-)Preisvergleich am Hafen schoben uns am nächsten Morgen zwei Aussenborder zur Isla de la Plata (Galápagos für Arme?). Hitzige An- und Abstiege auf dem rauhen Eiland führten an Gelegen von Blaufußtölpeln (deren Farbe habe ich vergessen…) vorbei. Auch anderes Federvieh wie Fregattvögel bedauerten uns Hitzschlag-Aspiranten. Mein Schnorchelversuch endete leider saisonbedingt im Trüben, dafür gab’s zurück viel Spass mit kleinem Boot und grossen Wellen. Allerdings nicht für alle bei immerhin 40 Kilometer auf See ☺.
Am 31.12.2002 folgte eine erstaunlich lesesaal-taugliche Silvestersause mit dem ortsüblichen Scheiterhaufen(b)rauch: Pappkameraden am Stiel verglühen geradezu geräuschlos zu Gunsten von Glück und neuen Klamotten. Auch eine leicht lautere Latino-Boygroup spielte auf. Auf dem Weg nach Santo Domingo de los Colorados holte uns der Regen wieder ein. Der Magen wurde deshalb spontan mit Avocado-Pausenbroten (makrobiotisch) und die Kamera (makroskopisch) mit einem Gang in die grasgrüne Botanik bei Laune gehalten.
Irgendwie sah alles etwas trübe aus, aber für das georderte Rafting-Vergnügen war die Wetterlage nahezu ideal. Trotzdem warne ich vor der Sonnenbrandgefahr in Kombination mit wilden Wassertropfen. Und die gab es reichlich nach einer gewissenhaften Einweisung und dem ersten Flottenmanöver im stillen Wasser. Die spritzigen Stromschnellen machten jedenfalls eimerweise Spaß, obwohl auch ich kurz vor Schluss (war klar) ohne Balance und Chance noch baden ging. Wertvolle Erfahrung fürs nächste Mal, hier aber recht kühl (vgl. Brasilien 2006).
Bei gutem Wetter zurück in Quito musste noch – vorsichtig – die Altstadt erkundet werden.
Von Taschendieben und brutaleren Gesellen mit Nehmerqualitäten war zumindest am Tage selbst in der
vielzitierten Calle La Ronda nichts zu merken. Bange machen gilt nicht, aber Augen auf, nicht
allein und nicht viel mit. Im Zentrum tummelten sich eh diverse Uniformierte vor diversen
Hot-Spots.
Zum Beispiel vor der güldenen Kirche Iglesia de San Francisco. Ich vermute, an
der üppigen Goldausstattung klebt noch das Blut der Ureinwohner. Schwindelfreie Besucher sollten sich
unbedingt auch an den himmlisch hohen Zwillingstürmen der Basilica del Voto Nacional versuchen. Die klapprigen Stahlleitern – offen und sichtlich für Renovierungsarbeiten angelötet
– führten zu einer 140-Meter-Mega-Aussicht hinauf.
Richtung Norden verläuft die Panamericana über die Äquatorlinie mit Betonkugel für fotogene Besucher, hinten in Sichtweite der Hügel Cayambe (5.790 m). Nach einer kurzen Wanderung an der Laguna de Cuicocha wurde im Touristenziel Otavalo Quartier bezogen. Obwohl oft zu hören ist, Samstag um 600 morgens wäre der bekannte Viehmarkt schon vorbei, fängt der Event erst zur Dämmerung an, denn nachts sind alle Viecher grau. Danach wird im erwachten Ort an der Plaza Centenario (»Poncho-Plaza«) weiter gefeilscht. Auch um viele schlechte Souvenirs.
Einige Glückliche durften noch weiter zu den Galápagosinseln, unsereins flog wieder nach Bogotá zum vertrauten Flughafen. Dann zurück nach Madrid und *hoppla* …die Rückflugbestätigung nach Frankfurt wurde offenbar von Djoser vergessen, das Gepäck aber bereits so mitgenommen! Nach viel Palaver ging’s spät spät weiter in die Heimat und erstmal den Rucksack lokalisiert. Der bestellte ICE suchte schon lange das Weite Richtung Hansestadt – ab 2000 geht nicht mehr viel in den Norden. Übrig blieb ein nächtlicher IC bis Bremen, dann weiter zur gewohnten Dusche und ab ins Büro, wie sich das geziemt. Nach dem Einsatz am Schreibtisch nach jetzt insgesamt 55 »horas« verzerrten sich am Abend die Gesichter gegenüber. B-e-t-t !!!